Im Januar 2024 führte das KTM-Konsortium im Rahmen des Projekts „KidsTUMove goes Europe“ eine Onlinebefragung unter Übungsleiter*innen und Sporttherapeut*innen durch, die mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in diversen Settings innerhalb von Europa arbeiten. Die Befragung zielte darauf ab, die unterschiedlichen Erfahrungen der Trainer*innen zu sammeln im Hinblick auf die Entwicklung von speziellen Sportprogrammen. Heute teilen wir erste Ergebnisse mit euch!
Die Umfrage wurde durchgeführt, um das Profil der Trainer charakterisieren zu können (z.B. Ausbildungshintergrund und Expertise im Sport), die Hauptaktivitäten und Sportangebote, die sie durchführen (z.B. Häufigkeit, Sportart, Rahmenbedingungen) zu erfassen sowie die Ziele und wahrgenommenen Vorteile und Barrieren ihrer Aktivitäten für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen zu benennen. Diese Informationen ermöglichen nicht nur ein besseres Verständnis der Bedingungen, mit denen die Trainer*innen im Sport konfrontiert sind, sondern geben auch einen Überblick über Trainingsinhalte und Besonderheiten in den teilnehmenden europäischen Ländern, die bei der Entwicklung des KTM-Trainingshandbuchs berücksichtigt werden.
Wer hat an der Befragung teilgenommen?
An der Umfrage nahmen insgesamt 86 Trainer*innen aus Deutschland (48,8%), Griechenland (23,3%), Spanien (1,2%), Portugal (7%), Italien (18,6%) und der Schweiz (1,2%) teil. Zweiundfünfzig Prozent der Befragten waren unter 35 Jahre alt. Die Mehrheit der befragten Trainer*innen hatte 5-10 Jahre Berufserfahrung (36%), gefolgt von weniger als 5 Jahren Berufserfahrung (27,9%). Außerdem hatten die meisten Trainer*innen einen Master- (43%) oder einen Bachelor-Abschluss (32,6%) als höchsten Bildungsabschluss. Unter den Befragten hatten 80,2% eine Trainerlizenz bzw. ein abgeschlossenes Sportstudium. Allerdings gaben nur 32,6% an, eine Spezialisierung im Sport/in der Sporttherapie für chronisch kranke Kinder und Jugendliche zu haben. Dies zeigt, dass obwohl die meisten Trainer*innen einen akademischen Abschluss im Bereich Sport haben, bei vielen eine spezifische Ausbildung im Bereich des Sports für Kinder mit chronischen Erkrankungen fehlt.
Welche Art von Sportprogrammen bieten die Trainer*innen an?
Die von den teilnehmenden Trainer*innen angebotenen Sportprogramme richteten sich an Kinder und Jugendliche jeden Alters. Ungefähr 72 Prozent der Angebote waren inklusiv und offen für alle, die häufigsten Krankheitsbilder der Teilnehmenden in den Sportprogrammen waren Kinder und Jugendliche mit Adipositas (65,1%), ADHS (50%), Asthma (38,4%) und Diabetes (32,6%). Am häufigsten wurden Mannschaftssportarten (60,5%), Einzelsportarten (51,2%) und Outdoor-Aktivitäten (30,2%) angeboten. Die meisten Programme fanden einmal pro Woche (39,5%) oder 2–3-mal pro Woche (20,9%) statt und beinhalteten vor allem Gruppenspiele (81,4%), Flexibilitäts- und Mobilitätsübungen (64%), Kraft- und Ausdauertraining (55,8%), funktionelles Training (52,3%) sowie sensomotorisches Training (52,3%).
Welche Trainingsstrategien helfen bei der Umsetzung der Angebote?
Das Training von Kindern mit chronischen Erkrankungen kann in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung darstellen, wie z.B. den Umgang mit der Krankheit, das Wissen, zur individuellen Intensitätssteuerung, die Motivation der Kinder oder die Anpassung von Übungen. Die Trainer*innen gaben in der Umfrage an, sich hauptsächlich auf Strategien wie positive Verstärkung und Ermutigung (76,7%), Sensibilität und Empathie (68,6%), Kommunikation und Unterstützung (55,8%) und Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bei der Organisation des Trainings (51,2%) zu verlassen, um die genannten Herausforderungen zu meistern. Andererseits gaben nur etwa 1 von 4 Trainer*innen an, mit Gesundheitsfachkräften zusammenzuarbeiten (23,3%), adaptive Ausrüstung und Hilfsmittel zu nutzen (24,4%) und den Trainingsfortschritt zu überwachen und regelmäßig zu bewerten (23,3%). Um einen sicheren Ansatz für das Training zu gewährleisten, ist es wichtig, die Kommunikation zwischen Gesundheits- und Sportfachleuten zu fördern, dies scheint eines der Aspekte zu sein, die zukünftige Aufmerksamkeit benötigen.
Welchen Nutzen bzw. Barrieren sehen die Trainer*innen im Zusammenhang mit Sport für Kinder mit chronischen Erkrankungen?
Nach Meinung der Trainer*innen sind die wichtigsten Aspekte für Kinder, an Sportprogrammen teilzunehmen, Spaß zu haben (82,6%) und das eigene Selbstbewusstsein zu stärken (74,4%). Was Eltern am meisten schätzen, ist die Förderung von lebenslanger Gesundheit (48,8%), die Verbesserung physischer Fähigkeiten (45,3%), psychologische Vorteile (43%) und vor allem die Steigerung des Selbstwertgefühls (54,7%).
Auf der anderen Seite nannten die Trainer als Hauptbarrieren für Eltern, ihre Kinder zum Sport zu ermutigen, den Mangel an Informationen (75,6%), Sicherheitsbedenken (66,3%), Zeit- und Energiebeschränkungen (57%) und die Angst vor Beurteilung oder Ausgrenzung (53,5%).
Welcher Schritt folgt als nächstes?
Die KTM-Trainer*innen-Umfrage war ein wichtiger Schritt, um ein besseres Verständnis der Perspektiven der Trainer*innen. Die Erfahrungen fließen in die Entwicklung des Trainingshandbuchs ein. Wenn Sie mehr über die Trainer*innen-Umfrage erfahren möchten, können Sie detailliertere Ergebnisse im KTM-Handbuch nachlesen.